Sinn stiften statt verwalten: Warum Purpose der größte Hebel für den öffentlichen Dienst ist

„Am Ende des Tages reicht es nicht, in einer sinnvollen Organisation zu arbeiten – wenn mein eigener Job sinnlos erscheint.“
📌 Dr. Stefan Döring, Podcast-Folge 71
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Weitere InformationenFachkräftemangel, Nachwuchsprobleme, Abwanderung in die Privatwirtschaft – die Herausforderungen im öffentlichen Dienst sind bekannt. Und trotzdem passiert oft etwas, das nicht passieren sollte: Behörden haben einen eingebauten Purpose, doch kommunizieren ihn nicht.
Dabei suchen immer mehr Menschen nicht einfach nur einen Job. Sie suchen eine Tätigkeit, die Sinn stiftet. Und wenn der öffentliche Dienst eines kann, dann genau das. Warum also stehen Verwaltungen immer noch im Wettbewerb mit Konzernen, die sich mühsam einen Purpose zusammenbasteln müssen?
In diesem Artikel geht es darum, warum der öffentliche Dienst sich beim Thema Sinnhaftigkeit nicht verstecken sollte – und wie er das endlich klar und sichtbar macht.
Purpose? Haben wir! – Aber niemand merkt’s.
Die Verwaltung hält das Land am Laufen. Ohne sie gäbe es keine Schulplätze, keine Sozialhilfe, keine Stadtentwicklung, keinen Verbraucherschutz. Während Unternehmen mit CSR-Initiativen (Corporate Social Responsibility) werben, sorgt der öffentliche Dienst tagtäglich dafür, dass unsere Gesellschaft funktioniert.
Aber warum macht das kaum jemand zu seinem Hauptargument?
Dr. Stefan Döring bringt es im Kleinstadtniveau-Podcast auf den Punkt:
Wenn mein eigener Job sinnlos erscheint, dann hilft auch der Purpose der Gesamtorganisation nichts
Dr. stefan döring, kleinstadtniveau podcast – folge #71
Und genau hier liegt das Problem. Natürlich macht es Sinn, für das Jugendamt zu arbeiten, für die Umweltbehörde oder in der Stadtplanung. Aber wenn die tägliche Arbeit aus stumpfer Bürokratie besteht, aus Aktenbergen und ineffizienten Prozessen, dann wird dieser Sinn nicht spürbar.
Stattdessen verlassen junge Talente die Verwaltung nach wenigen Jahren, weil sie das Gefühl haben, dass sie nichts bewegen können.
Woran es hapert: Strukturen, die Sinn blockieren
1. Bürokratische Prozesse, die verhindern, dass man etwas bewirken kann.
✅ Der öffentliche Dienst zieht oft Menschen an, die gestalten wollen. Doch wenn jeder Veränderungsversuch in einem Labyrinth aus Zuständigkeiten und Vorschriften steckenbleibt, bleibt von diesem Antrieb nicht viel übrig.
2. Fehlende Kommunikation nach innen und außen.
✅ Viele Verwaltungen kommunizieren nur nach innen – und dann oft über Hierarchien, Vorschriften und interne Abläufe. Stattdessen sollten sie klar machen: Woran arbeiten wir? Was haben wir schon erreicht? Welche Probleme lösen wir jeden Tag für Bürger:innen?
3. Employer Branding ohne Herzblut.
✅ Die klassische Stellenanzeige im Amtsblatt mit „Wir bieten ein sicheres Gehalt nach TVöD“ überzeugt niemanden mehr. Stattdessen müssen Verwaltungen klarmachen: Warum lohnt es sich, genau hier zu arbeiten?
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Wie können Behörden Purpose sichtbar machen?
1. Zeigt echte Impact-Stories
Es gibt sie überall: Menschen, die durch ihren Job etwas bewegen. Die Sozialarbeiterin, die Jugendlichen aus schwierigen Verhältnissen Perspektiven gibt. Der Stadtplaner, der öffentliche Räume so gestaltet, dass sich Menschen wohlfühlen. Die Sachbearbeiterin, die Anträge schneller und bürgerfreundlicher macht.
Warum sprechen so wenige Behörden über genau diese Geschichten?
Wir haben lange Zeit einfach nur verwaltet – aber Verwaltung kann auch gestalten. Wer darüber spricht, macht den Job attraktiver.
Dr. stefan döring, kleinstadtniveau podcast – folge #71
Teilt solche Geschichten in internen Newslettern, auf LinkedIn, in Social-Media-Posts – und zeigt damit, dass Verwaltung mehr ist als Stempel und Paragraphen.
2. Gebt euren Mitarbeitenden eine Stimme
Recruiting-Kampagnen klingen oft nach PR. Aber wenn echte Menschen erzählen, warum sie gerne in ihrer Behörde arbeiten, wird es authentisch.
➡️ Corporate Influencer sind ein guter Weg. Mitarbeitende sollten die Möglichkeit haben, aus ihrem Arbeitsalltag zu berichten. Natürlich nicht mit einer steifen Kommunikationsstrategie, sondern so, wie es für sie passt.
Es geht nicht darum, das Image aufzupolieren – sondern die Realität zu zeigen. Verwaltung kann eine richtig coole Aufgabe sein. Aber wenn wir nicht drüber reden, merkt es niemand.
Dr. stefan döring, kleinstadtniveau podcast – folge #71
3. Purpose muss im Arbeitsalltag spürbar sein
Wenn Mitarbeitende ständig das Gefühl haben, gegen die eigene Organisation zu arbeiten, hilft auch die beste Kommunikation nichts.
👉 Was man sofort verbessern kann:
✅ Prozesse überdenken: Weniger Hürden für neue Ideen, mehr Flexibilität.
✅ Moderne Arbeitsformen zulassen: Homeoffice, Jobsharing, digitale Workflows.
✅ Führungskräfte als Sinn-Vermittler: Nicht nur Aufgaben verteilen, sondern erklären, warum sie wichtig sind.
Stefan Döring dazu:
Wir müssen aufhören, über Purpose nur in Employer-Branding-Workshops zu reden. Wenn der Sinn nicht im Arbeitsalltag spürbar ist, wird es irgendwann zur hohlen Phrase.
Dr. stefan döring, kleinstadtniveau podcast – folge #71
Fazit: Wer Purpose hat, sollte ihn auch nutzen.
Der öffentliche Dienst hat Purpose. Er ist ein echter, relevanter Teil der Gesellschaft – aber er muss auch als solcher auftreten.
Das bedeutet:
✅ Intern die Kultur verändern, damit Mitarbeitende wirklich Sinn erleben.
✅ Extern mutiger kommunizieren und zeigen, warum Verwaltung eine echte Zukunftsperspektive ist.
✅ Nicht nur nach neuen Fachkräften suchen – sondern die vorhandenen besser halten.
Denn wenn Sinn sichtbar wird, gewinnt der öffentliche Dienst doppelt: Er zieht nicht nur neue Talente an, sondern verhindert auch, dass die guten Leute das Handtuch werfen.
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