Werte als Kompass: Was der öffentliche Dienst von Maja Göpel lernen kann

Der öffentliche Dienst steckt mitten in einem Spagat: Einerseits ist er der verlässliche Anker für Bürger:innen, sorgt für Stabilität und sichert den gesellschaftlichen Rahmen. Andererseits fordern gesellschaftliche Veränderungen, Digitalisierung und neue Erwartungen immer mehr Flexibilität, Mut und Innovation. Und genau hier kommt die Transformationsforschung ins Spiel – oder besser gesagt: Maja Göpel und ihr Buch „Werte – Ein Kompass für die Zukunft“.
Wir haben uns gefragt: Welche Erkenntnisse aus diesem Buch lassen sich auf Verwaltungen übertragen? Welche Werte braucht es, damit der öffentliche Dienst auch in Zukunft tragfähig bleibt?
Die gute Nachricht: Verwaltung kann Veränderung – wenn sie den Mut hat, sich auf ihre Kernwerte zu besinnen und daraus Zukunft zu gestalten.
Warum Transformation im öffentlichen Dienst unvermeidlich ist
Es gibt diese Momente, in denen klar wird: Es geht nicht mehr weiter wie bisher.
- Bürger:innen erwarten mehr digitale Services und schnellere Entscheidungen.
- Der demografische Wandel lässt Behörden um Nachwuchs kämpfen.
- Die Klimakrise macht nachhaltiges Verwaltungshandeln zur Pflicht.
- Gesetzesreformen und politische Rahmenbedingungen fordern eine neue Arbeitsweise.
Und was macht der öffentliche Dienst? Häufig wird abgewartet, Prozesse optimiert, vielleicht ein Digitalprojekt aufgesetzt – doch echte Transformation? Bleibt oft auf der Strecke.
Maja Göpel beschreibt in ihrem Buch genau dieses Dilemma: Viele Systeme sind nicht darauf ausgelegt, sich zu hinterfragen. Sie verwalten den Status quo, anstatt ihn aktiv weiterzuentwickeln. Doch genau hier liegt die Chance: Eine Transformation, die sich nicht auf Tools oder Technik beschränkt, sondern an den grundlegenden Werten ausrichtet, die den öffentlichen Dienst ausmachen.
Was bremst den Wandel in der Verwaltung?
Jede Behörde kennt sie: die typischen Herausforderungen, die Veränderung erschweren.
1️⃣ Komplexität & Vorschriften-Dschungel
Die Verwaltung ist kein Start-up, das von heute auf morgen neue Prozesse ausprobiert. Gesetzliche Regelungen, Zuständigkeitsbereiche und Hierarchien machen Veränderung oft schwerfällig.
➡ Lösung: Schrittweise Veränderungen ermöglichen. Große Transformationen passieren nicht über Nacht. Pilotprojekte, agiles Arbeiten und Experimentierräume für Verwaltungen können helfen, Innovationen zu testen, ohne direkt das ganze System umzukrempeln.
2️⃣ Pluralistische Ignoranz: Alle wollen Veränderung, aber keiner glaubt daran
Ein spannendes Konzept aus der Transformationsforschung: Pluralistische Ignoranz. Das bedeutet, dass viele Verwaltungsmitarbeitende durchaus offen für Veränderung sind – aber glauben, dass die anderen nicht mitziehen.
➡ Lösung: Ein Amtfluencer-Programm. Was, wenn sich engagierte Verwaltungsmitarbeitende als Botschafter für Transformation innerhalb der Behörde positionieren? Sie könnten zeigen, dass Veränderung bereits passiert – und damit den Wandel von innen heraus beschleunigen.
3️⃣ Wertekonflikte: Sicherheit vs. Veränderung
Der öffentliche Dienst steht für Stabilität. Menschen verlassen sich darauf, dass Verwaltungsleistungen zuverlässig funktionieren. Gleichzeitig braucht es aber auch den Mut, Dinge anders zu machen.
➡ Lösung: Vertrauen aufbauen. Das heißt nicht, dass jede Behörde sich über Nacht umkrempeln muss. Aber es bedeutet, dass Veränderung nicht als Risiko, sondern als Chance verstanden wird.
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Drei Werte für eine zukunftsfähige Verwaltung
Göpel argumentiert, dass Transformation nicht von außen aufgezwungen werden sollte, sondern von innen heraus entstehen muss – auf Basis von Werten. Drei dieser Werte sind für die Verwaltung essenziell:
🔹 1. Nachhaltigkeit als Grundprinzip
Ob es um umweltfreundliche Beschaffung, energieeffiziente Gebäude oder ressourcenschonende Prozesse geht – nachhaltiges Verwaltungshandeln ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Muss.
Was Verwaltungen tun können:
✔ Nachhaltigkeitsstrategien in Beschaffungsrichtlinien integrieren.
✔ Interne Prozesse papierlos und energieeffizient gestalten.
✔ Mobilitätskonzepte für Mitarbeitende fördern.
🔹 2. Partizipation & Bürgernähe leben
Der öffentliche Dienst existiert nicht im luftleeren Raum – er ist für die Menschen da. Doch oft fühlen sich Bürger:innen von bürokratischen Hürden abgeschreckt oder nicht gehört.
Was Verwaltungen tun können:
✔ Beteiligungsformate für Bürger:innen aufbauen.
✔ Digitale Partizipationsplattformen nutzen.
✔ Serviceorientierte Kommunikation fördern – auch intern!
🔹 3. Agilität in Denkweise und Strukturen fördern
Der öffentliche Dienst muss nicht von heute auf morgen zur agilen Organisation werden. Aber er kann flexibler werden. Prozesse können so gestaltet werden, dass Innovation möglich bleibt.
Was Verwaltungen tun können:
✔ Interne Experimentierräume schaffen, um neue Lösungen zu testen.
✔ Verwaltungsabläufe durch Design Thinking oder Co-Creation verbessern.
✔ Mitarbeitende befähigen, neue Ideen auszuprobieren.
Fazit: Veränderung ist kein Risiko – sie ist eine Chance
Viele Verwaltungen wollen Veränderung – aber es fehlt an Mut, Strukturen oder Vorbildern. Das Buch von Maja Göpel zeigt, dass Werte eine Orientierung bieten können. Wenn der öffentliche Dienst sich auf seine Grundwerte besinnt – Nachhaltigkeit, Partizipation und Agilität – kann er nicht nur Wandel meistern, sondern ihn aktiv gestalten.
Die Verwaltung von morgen ist nicht nur digital, sondern auch wertebasiert, bürgernah und zukunftsfähig. Und jede Behörde kann heute damit anfangen.
Solltest du Fragen oder Anmerkungen haben, schicke uns gerne eine E-Mail an hallo@amtshelden.de. Ihr kommt in eurer Stadt mit Social Media nicht wirklich voran? Dann haben wir vielleicht was für dich – schau dir mal unser Amtfluencer-Programm an.
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