Burnout in der Verwaltung: Warum es nicht immer am Job liegt – aber immer ein Thema für den Arbeitgeber ist

Burnout ist in der öffentlichen Verwaltung längst angekommen. Nur spricht kaum jemand darüber. In Folge #72 des Podcasts „Kleinstadtniveau“ erzählt Christian Helmer seine Geschichte – ehrlich, offen, ohne Pathos. Es ist sein letzter Arbeitstag, bevor er in die Reha geht. Nicht, weil ihm der Job über den Kopf gewachsen ist. Sondern weil irgendwann alles zu viel wurde.
Ich liebe meinen Job. Ich habe ein tolles Team. Aber mein Körper hat irgendwann einfach gestreikt.
Christian Helmer, kleinstadtniveau podcast – folge #72
Christian Helmer ist Personalentwickler bei der Stadt Konstanz, einer der ersten, der Employer Branding in der Verwaltung ernsthaft vorangetrieben hat – und einer, der es heute mit anderen Augen sieht.
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Weitere InformationenBurnout – was ist das eigentlich genau?
Burnout ist keine Modeerscheinung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschreibt es als „Zustand der emotionalen, körperlichen und geistigen Erschöpfung infolge von chronischem Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet wurde.“ Burnout äußert sich oft in drei Dimensionen: Erschöpfung, Zynismus (innere Distanz zur Arbeit) und verringerte Leistungsfähigkeit. Und: Es kommt schleichend.
Was es besonders schwierig macht: Burnout ist nicht immer klar zu erkennen – weder von außen, noch von innen.
Ein Thema, das viele betrifft – und niemanden kalt lassen sollte
Was diesen Podcast besonders macht: Christian spricht nicht nur über Symptome, sondern auch über Ursachen. Und die liegen nicht immer im Job. Aber sie zeigen sich oft zuerst dort. Weil wir funktionieren wollen. Weil wir leisten. Weil wir uns nicht schwach zeigen möchten.
Ich habe lange nicht mal das Wort Burnout benutzt. Weil ich es selbst nicht ernst genommen habe.
Christian Helmer, kleinstadtniveau podcast – folge #72
In seinem Fall war es nicht die Arbeit allein. Es war das Zusammenspiel aus Job, Privatleben, Verantwortung, Anspruch an sich selbst – und der fehlende Moment zum Innehalten. Burnout trifft oft die Engagierten. Die, die brennen, bevor sie ausbrennen.
Fragen, die sich jede:r stellen sollte
Der erste Schritt ist oft die ehrliche Selbstreflexion. Und die ist nicht leicht. Aber sie kann ein Wendepunkt sein. Hier ein paar Fragen, die du dir stellen kannst – am besten öfter mal:
- Schlafe ich gut – und wache ich erholt auf?
- Kann ich mich konzentrieren – oder bin ich ständig erschöpft?
- Wann habe ich zuletzt eine echte Pause gemacht?
- Habe ich noch Freude an meiner Arbeit – oder nur noch Funktion?
- Was bleibt auf der Strecke, weil ich immer nur „funktioniere“?
Christian beschreibt eindrücklich, dass Schlafprobleme und körperliche Symptome bei ihm die ersten Warnsignale waren. Tinnitus, Schwindel, totale Erschöpfung – „Ich konnte nicht mal mehr fünf Minuten einen Text lesen.“
Warum das auch die Aufgabe von Verwaltungen ist
Christian sagt klar: Auch wenn der Auslöser nicht im Job liegt, ist die Arbeit immer ein Teil der Gleichung. Und damit auch ein Ort der Verantwortung.
Ein Arbeitgeber hat eine Fürsorgepflicht – auch für mentale Gesundheit. Nicht nur ergonomische Stühle.
Christian Helmer, kleinstadtniveau podcast – folge #72
Was das heißt? Menschen brauchen nicht nur gesunde Körper, sondern auch gesunde Arbeitskulturen. Teams, die auffangen. Führungskräfte, die nicht weggucken. Eine Umgebung, in der Schwäche kein Tabu ist.
Ich hatte Glück. Mein Team hat mich sofort aufgefangen. Die haben gesagt: ‚Mach in deinem Tempo. Wir sind da.
Christian Helmer, kleinstadtniveau podcast – folge #72
Nicht alle haben dieses Glück. Umso wichtiger, dass Verwaltungen sich bewusst machen: Psychische Gesundheit ist keine Privatsache. Sie ist Führungsaufgabe. Organisationsaufgabe. Verantwortung.
Was man tun kann – als Verwaltung, als Führungskraft, als Mensch
Im Podcast teilt Christian nicht nur seine Geschichte, sondern auch ganz konkrete Dinge, die ihm geholfen haben – und helfen, nicht wieder in alte Muster zu verfallen:
🔹 Langsamer gehen – buchstäblich. Nicht mehr gehetzt durchs Büro.
🔹 Nur eine Sache auf einmal. Multitasking war gestern.
🔹 Kleine Pausen – ganz bewusst. Kurz aufstehen, durchatmen, Fenster auf.
🔹 To-Dos realistisch planen. Nicht fünf Großprojekte auf eine Tagesliste schreiben.
🔹 Fokuszeiten einplanen. Und Push-Nachrichten aus.
Das sind keine „Life Hacks“. Das ist Selbstfürsorge im Alltag. Und das lässt sich auch organisatorisch denken: weniger Meetingwahn, realistische Erwartungshaltung, Führung mit Empathie.
Burnout betrifft nicht nur Einzelne – es betrifft uns alle
Die Geschichte von Christian ist kein Einzelfall. Die Zahl der Ausfälle durch psychische Erkrankungen steigt – jedes Jahr. Und sie wird weiter steigen, wenn wir nicht beginnen, anders zu arbeiten, anders zu führen, anders zuzuhören.
Wer wissen will, wie sich Burnout anfühlt – und was wir daraus lernen können – sollte diese Podcast-Folge hören. Und sich vielleicht ein paar Fragen stellen:
- Wie spreche ich über mentale Gesundheit im Team?
- Habe ich Räume geschaffen, in denen das möglich ist?
- Und was würde passieren, wenn jemand bei uns offen über seine Erschöpfung spricht?
🎧 Podcast #72 – „Kleinstadtniveau“ mit Christian Helmer
Eine Folge über Burnout, Fürsorge – und echte Arbeitgeberverantwortung.
Jetzt überall, wo’s Podcasts gibt.
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