Mutig oder fahrlässig? Der TikTok-Shitstorm des Finanzministeriums Baden-Württemberg und was Behörden daraus lernen können

Was ist passiert?
TikTok und Behördenkommunikation – passt das zusammen? Das Finanzministerium Baden-Württemberg hat es versucht. Mit einem mutigen Video wollte es Steuern auf TikTok erklären und gleichzeitig die jüngere Zielgruppe ansprechen. Doch die Strategie ging mit einem TikTok-Shitstorm nach hinten los.
Das Video zeigte drei Mitarbeitende des Ministeriums, die zu einem aktuellen TikTok-Trend performten. Eine Beamtin wedelte mit Geldscheinen, ein anderer hielt einen Geldkoffer. Die Caption? „Das Finanzamt auf dem Weg, deine Nachzahlung zu holen.“
Was folgte, war ein Shitstorm der Extraklasse. Während das Video in der TikTok-Community zunächst wenig Aufsehen erregte, wurde es von rechten X-Accounts aufgegriffen und skandalisiert. Die Empörungswelle schwappte zurück auf TikTok – plötzlich wurde das Ministerium massiv angegriffen, Hasskommentare und sogar Drohungen inklusive.
„Mehr Verachtung für Steuerzahler:innen geht nicht“, hieß es in Kommentaren. Andere meinten: „Mitarbeitende, die von unseren Steuergeldern bezahlt werden, drehen Filmchen, während wir auf die Bearbeitung von Anträgen warten?“
Der Druck stieg. Das Ministerium entschied sich, das Video zu löschen und sich öffentlich zu entschuldigen.
Die Reaktionen: Mut oder Übermut?
Der Shitstorm löste eine hitzige Debatte aus. War das Video wirklich so schlimm? Oder ist es ein weiteres Beispiel dafür, wie schwer es Behörden in Social Media haben?
Einige Social-Media-Expert:innen und Kommunikationsverantwortliche stellten sich hinter das Finanzministerium:
👉 „Ich hab das Video nicht als Fehler empfunden. Gerade für die Nachwuchsgewinnung braucht es diesen Mut.“
👉 „Die Strategie, TikTok zu nutzen, war richtig. Fehler passieren – wichtig ist, wie man damit umgeht.“
Andere waren skeptischer:
👉 „Natürlich müssen Behörden verantwortungsvoll kommunizieren – aber bitte nicht so vorsichtig, dass wir irgendwann nur noch Wetterberichte und Gesetzestexte posten.“
👉 „Es ist eine Gratwanderung. Behördenkommunikation muss glaubwürdig bleiben – wer zu stark auf Trends setzt, verliert schnell die Balance.“
Einige forderten sogar eine härtere Kontrolle für Behördensocialmedia:
👉 „So etwas darf nicht passieren. Es braucht strengere Freigabeprozesse.“
Doch gerade diese Forderung wurde stark kritisiert:
👉 „Wenn es Freigabeprozesse braucht, dann ist die Idee von Corporate Influencern verloren gegangen. Behörden brauchen Vertrauen in ihre Teams.“
👉 „Mehr Kontrolle ist nicht die Lösung – das lähmt uns zu sehr. Fehler passieren. Wichtig ist, wie man damit umgeht.“
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Das Fazit: Was können Behörden daraus lernen?
Das Finanzministerium hat auf bemerkenswerte Weise reagiert. Statt sich zurückzuziehen, hat es Verantwortung übernommen, Fehler eingestanden – aber auch klargestellt, dass es TikTok weiter nutzen wird.
Sebastian Engelmann, Kommunikationschef des Ministeriums, brachte es auf den Punkt:
👉 „Behördenkommunikation auf TikTok ist eine Gratwanderung. Aber trotzdem notwendig. Nur wenn wir mit klassischer Behördenkommunikation brechen, erreichen wir junge Menschen.“
Unsere Meinung als Amtshelden:
🚀 Behörden brauchen mehr Mut, nicht mehr Angst. Der größte Fehler wäre es, nach solchen Shitstorms zu sagen: „Dann lassen wir TikTok lieber sein.“ Denn dann gewinnen nur die, die Veränderung verhindern wollen.
📢 Mutige Behördenkommunikation funktioniert – wenn sie klug gemacht ist. Humor ist ein starkes Werkzeug, aber es muss sensibel eingesetzt werden. Lacht mit eurer Community, nicht über sie.
💡 Shitstorms sind kein Zeichen des Scheiterns. Wer mutig kommuniziert, wird anecken. Entscheidend ist, aus Fehlern zu lernen – und den eigenen Kurs nicht aufzugeben.
🔥 Unsere Empfehlung:
- Traut euch! Seid kreativ, seid nahbar.
- Entwickelt eine klare Social-Media-Strategie – aber keine Angststrategie.
- Bereitet euch auf Kritik vor. Habt einen Plan, wie ihr reagiert, wenn ein Beitrag nicht gut ankommt.
- Zeigt Haltung. Löschen allein reicht nicht – erklärt, warum ihr tut, was ihr tut.
Kurz gesagt: Wer nicht kommuniziert, macht auch keine Fehler. Aber wer nichts wagt, bleibt unsichtbar. Und das können sich Behörden in der heutigen Zeit nicht mehr leisten. 🚀
Solltest du Fragen oder Anmerkungen haben, schicke uns gerne eine E-Mail an hallo@amtshelden.de. Ihr kommt in eurer Stadt mit Social Media nicht wirklich voran? Dann haben wir vielleicht was für dich – schau dir mal unser Amtfluencer-Programm an.
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