Digitale Barrierefreiheit: Eine Chance für uns alle

Digitale Barrierefreiheit – ein Wort, das oft nach Vorschriften und Technik klingt. Doch in unserer neuen Folge von Kleinstadtniveau (Staffel 7, Folge 68) haben wir mit Michael Düren darüber gesprochen, was wirklich dahintersteckt. Und es war ein echter Augenöffner.
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Michael ist Experte für digitale Teilhabe und arbeitet für die Pfennigparade in München. Die Organisation unterstützt seit über 70 Jahren Menschen mit körperlichen Einschränkungen. Dort leitet Michael ein Team, das nicht nur IT-Dienstleistungen entwickelt, sondern Barrierefreiheit aktiv vorantreibt. Sein Ansatz ist besonders: Menschen mit Einschränkungen werden als Expert:innen eingebunden, um digitale Inhalte barrierefrei zu gestalten.
Unser Gespräch mit ihm hat uns gezeigt, dass Barrierefreiheit weit über gesetzliche Vorgaben hinausgeht. Es geht um Respekt, Chancengleichheit und darum, niemanden auszuschließen – weder in der analogen noch in der digitalen Welt.
Digitale Barrierefreiheit betrifft mehr Menschen, als man denkt
Was uns besonders beeindruckt hat, ist die Vielseitigkeit des Themas. Barrierefreiheit wird oft auf Menschen mit Behinderungen reduziert. Aber sie betrifft viel mehr: ältere Menschen, Menschen mit begrenzten Sprachkenntnissen oder solche mit temporären Einschränkungen – also letztlich uns alle.
Julia erinnerte sich im Gespräch an ihre Mutter, die sich einmal sehr darüber gefreut hat, dass sie eine barrierefreie Website nutzen konnte, um wichtige Informationen zu finden. Für uns mag das selbstverständlich sein. Aber für viele Menschen ist es die einzige Möglichkeit, Zugang zu Behördeninformationen oder Dienstleistungen zu bekommen.
Michael betonte, wie wichtig es ist, Barrieren auch dort abzubauen, wo man sie vielleicht nicht sofort sieht. Ein Beispiel sind unklare Formulare oder Webseiten, die nur mit der Maus bedienbar sind. „Barrierefreiheit spart Arbeit – für Bürger:innen und Behörden“, sagte er sinngemäß. Denn wer verständliche und zugängliche Informationen bereitstellt, reduziert Rückfragen und Fehler – und damit Frust auf beiden Seiten.
Kleine Schritte mit großer Wirkung
Erschreckend ist, dass in vielen Bereichen immer noch viel zu wenig passiert. Obwohl die gesetzlichen Vorgaben zur digitalen Barrierefreiheit schon seit 2019 gelten, kommen viele Behörden erst jetzt ins Handeln – weil ab 2025 Sanktionen drohen. Michael brachte es auf den Punkt: „Wir sind sechs Jahre zu spät dran.“
Doch das heißt nicht, dass alles sofort perfekt sein muss. Im Gegenteil: Es sind oft die kleinen Schritte, die den größten Unterschied machen. Einfachere Sprache, sinnvolle Bildbeschreibungen oder klar strukturierte Navigation – all das hilft, digitale Angebote barrierefrei und für alle zugänglich zu machen.
Wichtig ist auch, die Betroffenen einzubeziehen. Wir haben darüber gesprochen, wie selten Behörden ihre Bürger:innen wirklich fragen, was sie brauchen. Dabei können schon einfache Umfragen helfen, Barrieren zu erkennen und Lösungen zu entwickeln, die wirklich helfen. Denn Barrierefreiheit entsteht nicht in Büros oder Besprechungsräumen, sondern im direkten Austausch mit den Menschen, die davon betroffen sind.
Mehr als eine gesetzliche Pflicht
Unser Gespräch mit Michael hat uns deutlich gemacht, dass Barrierefreiheit kein Extra ist, das man irgendwann mal umsetzt. Es ist ein gesellschaftlicher Auftrag. Eine barrierefreie Welt zeigt, dass wir einander mit Respekt begegnen und niemanden zurücklassen wollen – weder online noch offline.
Wir haben nach dieser Folge verstanden, dass es nicht nur um Technik oder Vorschriften geht. Es geht darum, Teilhabe zu ermöglichen und Barrieren abzubauen, die oft gar nicht sichtbar sind. Und das Beste daran: Es muss nicht kompliziert sein. Oft reichen schon einfache Maßnahmen, um einen großen Unterschied zu machen.
Staffel 7 startet mit einer wichtigen Erkenntnis: Barrierefreiheit betrifft uns alle. Und es liegt in unserer Hand, sie aktiv zu gestalten – für eine Gesellschaft, in der jede:r einen Platz hat.
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