TikTok für Behörden – Im Gespräch mit dem TikTok Bürgermeister
TikTok für Behörden: TikTok-Bürgermeister Matthias Beer möchte das klassische Bild von Bürgermeister*innen verändern!
TikTok für Behörden: Matthias Beer ist seit 2020 Bürgermeister in einem 5.000 Seelen-Ort nähe Regensburg in Bayern. Der Titel des TikTo Bürgermeisters war so nicht geplant, aber durch einige Umstände hat sich diese Situation aufgetan. Eigentlich verkörpert Matthias genau das, was wir immer predigen: einfach mal ausprobieren und schauen, was daraus wird!
TikTok: tiktok_buergermeister
Wie kommt man als Bürgermeister zu TikTok?
Der erste Kontakt kam über Musically und anschließend im ersten Lockdown 2020. Damals war er frisch als Bürgermeister gewählt worden und der Amtsantritt hat noch nicht stattgefunden. In seiner freien Zeit hat er angefangen, ein paar Videos aufzunehmen und sich ein bisschen auszuprobieren. ABER eigentlich hatte sich Matthias geschworen, damit aufzuhören, wenn er dann so richtig als Bürgermeister tätig ist. Das hat dann aber, wie wir jetzt sehen, nicht ganz so gut geklappt 😉
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Mehr Follower auf TikTok als die Gemeinde Einwohner hat
Tatsächlich und das gibt er auch offen zu, erreicht Matthias mit seinen TikTok Videos ganz klar NICHT seine Wählerschaft und auch NICHT (die Mehrzahl) der Bürger*innen seiner Gemeinde. Für Wahlkampfzwecke wird TikTok hier definitiv nicht genutzt. Das war auch nie das Ziel. Matthias ist sich jedoch sicher, er kann damit eine Botschaft vermitteln.
Der Bürgermeister wird meistens als der Feind der Kinder beschrieben und auch in der Erwachsenenwelt sind Politiker selten von Grund auf beliebt. Und daran muss sich etwas ändern! Wenn man die Menschen ein bisschen hinter die Kulissen blicken lässt und zeigt, dass auch nur ein Mensch hinter einem Politiker steckt, dann kann man das ein oder andere Mal auch für Verständnis sorgen.
Punkte, die er mit seinen Videos ansprechen möchte:
- Politiker sind auch nur Menschen, die Fehler machen (können)
- Aufgaben einer Gemeinde
- Verständnis für die Arbeit der Kommune schaffen
- Einblicke bieten
(Miss-)Erfolg bei den Wähler*innen
Es kommt natürlich trotzdem vor, dass die Wähler*innen mitbekommen, was der Bürgermeister da auf TikTok macht und das ist natürlich auch immer ein kritischer Moment! Es werden dann beispielsweise Videos abgefilmt und dann über WhatsApp verteilt. Das Problem daran ist, dass dann Bürger*innen die Videos sehen, die sie nicht in ihren Kontext einordnen können. Denn die TikTok User wissen, dass es z.B. Spaß oder Ironie ist. Nur wenn sich die verschiedenen Zielgruppen vermischen, gibt es Probleme…
Matthias versucht die Zielgruppen, Plattformen und Themen klar zu trennen und achtet stark darauf, dass seine Themen und deren Vermittlung an die Plattformen angepasst werden. Auf Facebook/Instagram geht es vermehrt um die Informationsvermittlung innerhalb der Kommune (z.B. laufende Projekte) und auf TikTok um Entertainment und überdrehte Späße. Natürlich kann man seine Reichweite und Aufmerksamkeit auch crossmedial nutzen und das hat Matthias auch schon gemacht, aber er ist dennoch davon überzeugt, dass man seinen Content auf die verschiedenen Kanäle anpassen muss.
Medienaufmerksamkeit
Natürlich haben auch irgendwann verschiedene Zeitungen Wind von dem außergewöhnlichen Hobby des neuen Bürgermeisters bekommen. Zuerst die lokale Zeitung, bei der man wusste, dass sie das Ganze bestimmt recht charmant aufziehen werden. Aber dabei sollte es nicht bleiben, denn anschließend kam auch eine andere bayerische Zeitung auf Matthias zu und schließlich die Bild Zeitung, bei der man sich nicht so sicher sein konnte, dass sie einen nicht in Grund und Boden stampfen. ABER “nochmal Glück gehabt”, denn auch die Bild Zeitung hat eine ganz coole Nummer daraus gemacht.
@tiktok_buergermeister #tatsächlichliebe #tiktokbürgermeister #buergermeister ♬ Originalton – tiktok_buergermeister
Sollten mehr Bürgermeister TikTok Videos machen?
Ja, definitiv!
Denn der große Vorteil von Social Media für Behörden ist eben, dass man die breite Masse erreichen kann und gerade auf TikTok erreicht man auch mal die jungen Bürger*innen, die man bei sonstigen Veranstaltungen eher kaum zu sehen bekommt. Aber natürlich sollte man aufpassen, was genau man veröffentlicht und sich vorher ausgiebig mit dem Thema auseinandersetzen. Matthias tritt ganz bewusst als Person bzw. Politiker und nicht als seine Kommune auf Social Media auf.
TikTok ist eine Unterhaltungsplattform und wenn man viral gehen möchte, dann muss man auch mal “unseriöse”, überdrehte und Videos mit Überraschungseffekt drehen. Trotzdem möchte Matthias mit seinem Entertainment seine Botschaften und Informationen vermitteln. „Das geht aber auch in witziger Art und Weise“ – ist er sich sicher.
Informationsbereitstellung
Zurecht sagt man heutzutage, dass TikTok oder andere soziale Medien das neue Google der jungen Leute ist. Denn über Hashtags und andere Funktionen kann man mittlerweile gezielt Informationen verbreiten. Viele suchen nicht mehr nur über Google nach z.B. Restaurantempfehlungen, sondern gehen über TikTok, Instagram oder YouTube. Und gerade deshalb glauben wir, dass TikTok irgendwann eine Art Suchmaschine sein kann, weil die Plattform eine Art Archiv ist, in dem superviele Informationen gesichert sind. Vielleicht ist man in 5 Jahren froh, heute so viele Informationen über sein Unternehmen oder seine Kommune verbreitet und somit gespeichert hat.
(Noch) Kein Wahlkampf via TikTok
Matthias nutzt TikTok nicht für seinen persönlichen Wahlkampf, sondern nutzt seine Reichweite eher für gesellschaftliche Themen und im Falle einer Wahl dann doch eher dazu, um generell zum Wählen aufzurufen. Er möchte nicht für seine Partei werben. Denn diese lässt er zum Großteil thematisch komplett raus. Natürlich wissen viele, zu welcher Partei er gehört und wenn er sie dann mal erwähnt, dann doch eher aus der aufklärerischen Perspektive, z.B. warum er dieser Partei angehört oder welche Werte sie vertreten.
Fazit – TikTok Bürgermeister
Natürlich kannst du dir Hilfe und Tipps holen, aber es bringt nichts, jemanden einzustellen, der für Dich Content über Dich kreieren soll. Das wird nicht funktionieren…Der Schlüssel zum Erfolg wird immer Authentizität sein! Es muss echt und nahbar sein!
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