7 Tipps zu Diversity und Inklusion in Behörden
Interview mit Prof. Dr. Annika Schach: Diversity & Inklusion: Behörden und Hochschulen als Vorreiter?
“Diversity und Inklusion in Behörden und Verwaltungen” stand schon lange auf unserem Podcast-Themenzettel. In der vergangenen Woche haben wir uns dazu Prof. Dr. Annika Schach in unseren Kleinstadtniveau-Podcast eingeladen. Es ging um gendersensible Sprache, verständliche und barrierearme sowie eine Kommunikation ohne Stereotype. Wir haben viel gelernt und vor allem festgestellt: Behörden und Verwaltungen stehen aktuell viel besser da als der Großteil der Unternehmen. Trotzdem gibt es natürlich noch jede Menge zu tun – aber der Reihe nach.
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Diversity und Inklusion: Was bedeutet das eigentlich?
Vereinfacht gesagt, Diversität ist das „Was“, also die Vielfältigkeit der Menschen, und Inklusion ist das „Wie“, die Einbeziehung und Teilhabe aller. In Kombination bedeutet das, in Behörden und Verwaltungen ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem sich Menschen unterschiedlichster Herkunft, Vorlieben, Fähigkeiten wertgeschätzt fühlen und erfolgreich miteinander arbeiten.
Diversity of Minds
Wichtig ist, so Prof. Schach, dass man Diversity und Inklusion in Behörden immer zusammen denkt. Die Theorie besagt und viele Studien zeigen: Durch eine Vielfalt in der Belegschaft ist man innovativer und kommt langfristig zu besseren Ergebnissen – diese Vielfalt meint aber nicht nur, dass Menschen unterschiedlichen Geschlechts oder Herkunft zusammen arbeiten, sondern auch Menschen unterschiedlichen Alters, sozialer Herkunft oder auch unterschiedlichen Haltungen. Auch ob eine Person introvertiert oder extrovertiert ist, wie sie aussieht oder Themen wie mentale Gesundheit spielen heute eine wichtige Rolle.
Auch heute sieht man oft in Stellenanzeigen Begriffe wie „stressresistent“ oder “durchsetzungsstark” als geforderte Merkmale von Führungskräften. Jedoch ein gutes Team, auch in Behörden und Verwaltungen, braucht unterschiedliche Persönlichkeiten – ein Abbild der Gesellschaft – ist sich Annika Schach sicher. Die Einzigartigkeit jedes Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellen – Die Deutsche Bahn spricht zum Beispiel von der “Diversity of Minds”. Ein tolles Projekt hat sich z.B. SAP vorgenommen, die 75.000 Stellen mit Autisten besetzen wollen.
Es geht um ein Zugehörigkeitsgefühl zu seinem Arbeitgeber; dass man das Gefühl hat, man kann dort so sein wie man ist. Im Kontext von Personal- und vor allem Fachkräftemangel kann künftig das Zugehörigkeitsgefühl eines jeden Einzelnen entscheidend sein: Je stärker das Zugehörigkeitsgefühl, desto länger bleiben gute Leute im Team – ganz einfach (in der Theorie).
Prof. Dr. Annika Schach Annika Schach (* 10. Juni 1977) ist eine deutsche Sprachwissenschaftlerin und seit Januar 2017 Professorin für Angewandte Public Relations an der Hochschule Hannover. Zudem ist sie Geschäftsführerin der Kommunikationsberatung segmenta futurist:a. Im Frühjar 2023 kommt ihr neues Buch Diversity & Inclusion in Unternehmensstrategie und Kommunikation: Vielfalt durch gendergerechter und barrierefreier Sprache auf den Markt. Auch lesenswert ist ihr Paper Diversity and Inclusion - Unser Konzept für die Agentur-Kommunikation.
Die größte Herausforderung von Diversity und Inklusion in Behörden ist immer Akzeptanz. Und Akzeptanz entsteht nie von heute auf morgen, sondern ist ein langer Prozess. Genau deshalb gilt es nach der Status-Analyse schnellstens anzufangen. Es geht nicht um 100%, sondern um die ersten kleinen Schritte. Wichtig ist auch, dass man hier in der Entwicklung einer Leitlinie z.B. beim Thema “Gendersensible Sprache” das ganze Team mitnimmt um niemanden dieses hoch ideologisierte Thema einfach vorzusetzen. Der Sprachforscher Rudi Keller hat einmal gesagt: “Sprachwandel ist wie ein Trampelpfad: Wenn ihn viele Menschen gehen dann wird’s zum Weg”.
Behörden und Verwaltungen als Vorreiter in Sachen Barrierefreiheit
“Ich finde Ämter, Verwaltungen, Behörden und auch Hochschulen sind in Sachen Diversity und Inklusion Vorreiter – natürlich auch weil es hier einige rechtliche Vorgaben gibt – aber finde mal ein Unternehmen was so in der Breite, beispielsweise barrierefreie Zugänge hat, oder auch Website Angebote in „einfacher Sprache“”, so Prof. Schach. Gerade Behörden und Verwaltungen sollten sich erstmal den Status-Quo anschauen: Oft ist man bereits diverser als man eigentlich denkt. Schon zu akzeptieren, dass man Stereotype hat, ist ein erster wichtiger Schritt.
Diversity und Inklusion in Behörden – Was kann man in der Kommunikation machen?
1. Kommunikation ohne Stereotype
- Darauf achten, wie man bestimmte Stereotype beschreibt oder über was man spricht. Bsp: “An den Rollstuhl gefesselt”
- Darauf achten, wie man Personen darstellt und akzeptieren, dass man Stereotype hat
- Verschiedene Religionen berücksichtigen – Einfach mal machen: Diversitätskalender nutzen – auch auf Feiertage in anderen Religionen hinweisen
2. Gendersensible Sprache
- Jeder muss seinen eigenen Weg finden, weil es gibt kein richtig und falsch – das einzige was ich ausschließen würde, ist das generische Maskulinum, so Prof. Schach
- Das generische Maskulinium wird immer weniger auch geschlechtsübergreifend verstanden, deshalb ist es mittlerweile auch zu unpräzise
- Schreibstil und Sprachstil festlegen; ja, es kann einen Unterschied zwischen Pressemeldung und Social Media geben
- Sich gemeinsam als Team dem Prozess stellen, da das Thema oft hoch ideologisiert ist
- Empfehlung: Sonderformen möglichst vermeiden; Mitarbeitende, Studierende, Personen die…
- Auch die Beidnennung ist mittlerweile sehr akzeptiert – Einzig das Sternchen, der Doppelpunkt oder das Binnen-I sind umstritten
- das Binnen-In steht nur für die Binarität, dass * ja für die Vielfalt der Geschlechter
- Ich finde, : fügt sich leichter ein – das * hat die stärke Aussage ist aber sehr Ideologisiert – so Prof. Schach
- Oft muss man auch einfach pragmatisch sein
3. Verständliche und barrierearme Kommunikation für alle Menschen
- Texte vorlesen lassen
- Plugin in unterschiedlichen Sprachen
- Videos mit Untertiteln
- Alt-texte
- Es geht darum Barrieren abzubauen; Barrierefreiheit ist nicht möglich
- Möglichst oft Icons und Visualisierungen nutzen; siehe auch „Universal Design“ https://de.wikipedia.org/wiki/Universal_Design
- Kommunikation in einfacher Sprache ist für essentiell
- Durch die Kommunikation nicht noch mehr Barrieren aufbaut, die durch Stereotypen sowieso schon da sind – Pragmatisch Barrieren einreißen oder gar nicht erst aufbauen
- Möglichst vielen Menschen die Kommunikation zugänglich machen – Breiter Mix and Kanälen und Kommunikation
Fazit
Viele Ämter, Verwaltungen, Behörden und auch Hochschulen sind in Sachen Diversity und Inklusion weiter als sie denken. Oft mangelt es jedoch an Basis-Wissen, was Diversity und Inklusion eigentlich bedeutet und viele Klischees und Definitionen werden in einen Topf geworfen. Zudem sind Themen wie gendersensbile Sprache hoch ideologisiert. Ohne interne Akzeptanz wird es schwer werden Diversity und Inklusion voranzutreiben. Deshalb gilt es, den aktuellen Status zu analysieren und dann immer das ganze Team mitzunehmen. Wichtig ist, auf allen Ebenen dem Thema gegenüber sensibler zu werden und pragmatisch Schritt für Schritt vorzugehen. Und das am Besten ganz schnell.
- Information und Know-How
- Analyse des Status Quo
- Leute mitnehmen: Akzeptanz!
- Pragmatismus: Was können wir einfach machen?
- Gemeinsame Spielregeln
- Kleine Schritte nehmen
- Anfangen
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